TRASHED

FILMPRODUKTION

Es folgt ein Briefwechsel zweier Herren

Wien, am 25. Jänner 2019

zurück zur Übersicht

— Spielkameraden —


Lieber Benedikt,

deine diskutable Geschichte erfüllt leider nicht einmal die gewinnbringenden Kriterien um als Kurzfilm auf kunst- und kulturfördernden Festivals aufgenommen zu werden; vielleicht aus Mangel an Authentizität, vielleicht aus Mangel an autobiographischem Anteil. Du weißt doch, dass Förderstellen es nicht billigen, sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen – vor allem nicht an einem Druckerkabel.

Unausgeschlafen, wie ich bin, habe ich deinen Schwindel natürlich gleich erkannt. Ich kann mich allerdings nur wiederholen oder zumindest wiederholen, was ich in früh pubertierenden Jahren abseits der Schule aufgesogen habe:

Was fällt dir ein Milch in deinen Kaffee zu leeren? Dann ist er doch gar nicht mehr schwarz und lecker!

Dein kleines Ammenmärchen vom großen, bösen Espresso Macchiato sei dir somit verziehen und nach meiner längst vergangenen Rückkehr aus Italien und deinem mittlerweile dreißigsten Anlauf in ein neues, abenteuerlustiges Jahr, schlage ich vor, erneut nach vorne zu blicken.

Vorne bedeutet in diesem Fall gen Westen, da sich dort zu Berge angeblich ein paar Schafe verirrt haben und auf cineastische Rettung hoffen. Aber genug von dieser Schleichwerbung, die ohnehin noch niemand verstehen kann. Wichtig ist erstmal, dass wir unsere neugewonnenen Räumlichkeiten in der Schulgasse nicht länger sich selbst überlassen und kampfbereit mit Mobiliar anrücken. Passend dazu haben wir gestern ansatzweise darüber schwadroniert, wohin unsere gemeinsame Reise eigentlich gehen soll, beziehungsweise was “Trashed” für uns beide bedeutet abseits von vertraglich festgelegten Spielregeln.

Hier möchte ich gleich einhaken: Ich sehe “Trashed” tatsächlich als filmbasierte Spielwiese und bewusst nicht als Spielplatz, da hier weder vorgebaute Schaukelgerüste noch Sandburgen für uns bereitstehen. Fernab von der Aufsicht unserer Eltern dürfen wir unsere Geräte selbst schustern und das klingt doch erstmal gar nicht so schlecht. Zwei formidable Lausbuben, die sich vom Karussell fernhalten wollen, entgegenkommende Rutschgelegenheiten nutzen, den Kletterturm erobern und sich in der Schlange zum Seilspringen vordrängeln – letzteres eher unwahrscheinlich. Gelegentlich fallen wir – da unsere Schnürsenkel nicht gebunden sind – aber das ist es wert, denn es zeichnet anscheinend den Charakter aus.

In meiner Vorstellung kommt es auch dazu, dass zu später Stunde jeder von uns findet, womit er am liebsten spielt, aber vielleicht immer noch auf der gemeinsam errichteten Wiese tollt, als allzeit verfügbarer Teamplayer.

Ich könnte diese Metapher jetzt noch weiter ausführen und das Ganze stattdessen mit Bars und Frauen erläutern, aber das scheint mir unangebracht und für manch einen verstörend. Doch ich denke, du verstehst schon. Lass uns also erstmal in eine gemeinsame Richtung schaukeln, damit uns nicht schwindelig wird und dann schauen wir mal, wie wir den Kletterturm stürmen können.

Cheers,

dein Spielkamerad



Spielkameraden